Der Kampf mit der Pille

12. Januar 2016
Sind Katzen krank, muss ich oft Tabletten verschreiben. Auf die Frage: "Können Sie Ihrer Katze Tabletten eingeben?", versteinern die Gesichter der Besitzer oftmals. "Oh, das geht sehr schlecht - haben Sie nichts Flüssiges? Oder etwas zum Auftragen aufs Fell?"

Natürlich gibt es hin und wieder ein Zaubermittel, das einmal gespritzt wochenlang wirkt oder auch direkt auf den Nacken aufgetröpfelt wird. Das sind aber Ausnahmen. Tatsache bleibt, dass die meisten Medikamente zur Nachbehandlung in Pillenform vorhanden sind, und leider kommt man meistens nicht drum herum, ein- bis zweimal am Tag diese in die Katze "reinzubefördern". Egal auf welchem Weg.

Ausser der meist gefährlichen Eingabe direkt ins Maul oder versteckt im Futter - beide führen in den meisten Fällen nicht zum Ziel - wird man aus Not erfinderisch. Katzen, die schon sehr früh im Leben ihre Futterpräferenzen festlegen, sind nur schwer für neue Nahrungsquellen zu begeistern. Aber mit viel Phantasie und List schafft man es vielleicht. Bewährt haben sich folgende Methoden: mit Le Parfait umhüllt, in Kiri-Käsli oder Gruyère versteckt, zerstampft und mit Joghurt vermischt, mit Kaffeerahm angeboten oder sogar eingepackt in gefrorene Shrimps.

Ich kannte einen Besitzer, der seine Katze wegen einer Lungenentzündung auf diese Art zum alleinigen Verzehr von Shrimps erzog: Sobald sie Hunger bekam, sass sie vor dem Kühlschrank und wartete auf ihre gefrorenen Shrimps, noch lange nachdem sie gesundete ...

Nicht selten bleibt den Tierärzten keine andere Wahl, als ein suboptimales Medikament als Therapie zu wählen - zugunsten des häuslichen Friedens zwischen Halter und Katze. So sind zumindest zwei der drei beteiligten Parteien zufrieden.

Graziana Kamber


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